Urlaub vor der Haustür: Das Glück der Erde liegt…

Das Glück der Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. So gesehen müssen im Ennepe-Ruhr-Kreis überdurchschnittlich viele glückliche Menschen leben. Denn hier leben nicht nur 333.729 Menschen, sondern auch noch rund 6000 Pferde. Meike Knop von der Tourismus-Förderung des Ennepe-Ruhr-Kreises, scheint allerdings nicht zu diesen glücklichen Menschen zu gehören. Unsere Reiseleiterin zu den Attraktionen vor der Haustür begleitet uns zum Reiterzentrum Worch nach Hattingen. Zwar mag sie Pferde, aber anscheinend die Tiere sie nicht: „Ich leide unter einer Pferdeallergie.“ Was man nicht alles für seinen Beruf auf sich nehmen muss. Aber das überdurchschnittlich große Angebot an Reit-Möglichkeiten gehört einfach dazu, wenn man die Freizeit-Attraktionen im Kreis aufzählen will.

„Der Sport boomt. Überall auf den Weiden im Kreis sind Pferde zu sehen“, sagt Marianne Worch, die zusammen mit Ehemann Reinhard und den Söhnen Matthias und Philipp den Reiterhof führt. Der Betrieb ist groß. 25 eigene und noch einmal dieselbe Zahl von fremden Pferden stehen in den Stallungen. „Bei uns sind Leute ohne eigene Pferde willkommen“, sagt Worch und auch Menschen, die noch nie im Leben auf dem Rücken der Tiere, der so glücklich macht, gesessen haben.

Es beginnt mit Putzen...

Beim ersten Ritt muss es nicht so wie bei „Winnetou“ und „Old Shatterhand“ aussehen: „Wir führen unsere Gäste erst einmal an das Tier heran.“ Zum Beispiel beim Putzen, dass gehöre nun einmal dazu: „Manches Kind hat uns sogar gesagt, dass das das Schönste beim Reiten sei.“ Wenn Papa und Mama auf Drängen der Tochter einen Tag auf einem Reiterhof verbringen wollen, geht es erst einmal eine Runde in die Reithalle. Aber der erste Ausritt lässt nicht lange auf sich warten: „Wir haben brave Schulpferde, die im Schritt gehen.“ Bei Anfängern wird das Tier geführt. Hinauf zur Isenburg, wo ein Würstchen auf dem Grill oder ein Lunchpaket wartet. Manchmal gibt es auch Glühwein, wenn der Sommer sich wieder einmal als Winter verkleidet hat. Nicht jeder will den ganzen Weg hoch zu Ross hinter sich bringen. So manches Hinterteil, das nur an den Fernseh-Sessel daheim gewohnt ist, braucht die eine oder andere Sattelpause.

50 Euro kostet so ein Tag auf dem Reiterhof, erzählt Marianne Worch - und für jeden sei etwas dabei, im Stall. Mädchen lieben die Ponys. „Sie brauchen etwas zum Knuddeln“, lacht Marianne Worch. Und für Erwachsene, bei denen die vielen Grillabende erste Spuren an den Hüften hinterlassen haben, stehen schwere Warmblüter bereit.

Gut ausgebautes Netz von Reitwegen

Die Hälfte der Gäste im Reiterzentrum Worch sind allerdings Kinder. Die meisten davon Mädchen. „So 95 Prozent“, schätzt Marianne Worch und hat dafür auch eine Erklärung: „Jungs wollen sich messen, die schätzen deshalb den Mannschaftssport. Mädchen hingegen möchten ein Tier lieb haben und sie fasziniert auch, dass sie mit ihren körperlichen Möglichkeiten ein Pferd führen können.“

Marianne Worch ist durch ihr Studium in Kiel zum Reitsport gekommen. Direkt an der Uni gab es einen Reitstall, der relativ günstige Preise hatte. Zusammen mit ihrem Mann hat sie das Hobby erst zur Berufung und dann zum Beruf gemacht. Bevor die Familie Worch den Hof in Hattingen übernommen hat, führte sie einen kleineren Betrieb in Baden-Württemberg: „Der musste dann aber einem Golfplatz weichen.“ Die Pferdeliebhaber sahen sich nach einem Ersatz um und fanden ihn im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Bedingungen hier finden sie ideal: „Wir müssen nur einmal über die Straße und wir sind auf dem Reitwegenetz.“

Auch wegen dieser guten Bedingungen boomt wohl der Reitsport im Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Reitzentrum Worch ist ein gutes Beispiel dafür. Erst kam die eine Reithalle, dann vor zwei Jahren eine zweite hinzu. Im Casino baut sich zurzeit ein Koch sein eigenes Reich auf. Der Betrieb ist so groß geworden, dass Marianne Worch selbst gar nicht mehr zum Reiten kommt: „Ich bin sehr ehrgeizig. Und wenn ich etwas mache, dann möchte ich auch etwas erreichen.“ Und weil die Zeit so knapp wird, findet man bei den Worchs auch keine Klingel an der Haustür. „Wer etwas von uns will, der weiß schon, wie er uns erreichen kann“, sagt die Chefin. Und meistens ist das natürlich der Stall.

Quelle: Westfälische Rundschau, Lokalausgabe Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal und Sprockhövel, Autor Klaus Bröking, 5. August 2010